Hilfe für Kinder

Mehr als jedes vierte Kind in Rumänien lebt unter der Armutsgrenze. Gewertet wurden in einer diesbezüglichen UNICEF-Studie für Kinder bedeutende Aspekte, wie tägliche Mahlzeiten, Früchte auf der Nahrungsliste, ruhiger Platz zum Lernen oder Internetzugang.

Auch in reichen Ländern ist die Kinderarmut nicht gering: So kann man nach diesen Kriterien in Frankreich etwa jedes elfte Kind als „arm“ bezeichnen, so die UNICEF-Studie. Eines von zehn Kindern auf den rumänischen Dörfern leidet unter Nahrungsmangel, geht aus einer Studie von World Vision Romania hervor. Ein Viertel der befragten Kinder gab an, abends müde zu sein, weil sie in der Wirtschaft arbeiten mussten und zwölf Prozent haben wegen wirtschaftlicher Verpflichtungen schon mal von der Schule gefehlt.

Raum- und Nahrungsmangel ist in kinderreichen Familien rumänischer Dörfer keine Seltenheit. Ziegen seien die Kuh der Armen, heißt es im Volksmund: Ziegenmilch kann für Kinder aus minder bemittelten Familien eine bedeutende Nahrungsquelle darstellen.

Die Studie zeigt auch auf, dass auf dem Lande die Familien in Rumänien im Durchschnitt nur knapp über zwei Kinder haben. Etwas mehr als jede zehnte Familie hat außer dem Kindergeld kein geregeltes Einkommen.

Diese beiden Studien über Kinderarmut in Rumänien haben zuletzt Diskussionsstoff geliefert. Zu diesem Thema fragten wir bei Mechtild Gollnick, Rumänienvertreterin des Vereins „Hilfe für Kinder“, nach. Mechtild Gollnick sagt, dass sie aus Erfahrung weiß, dass auf dem Land viele Familien bitter arm sind. Dabei ginge es vor allem um kinderreiche Familien, sowie um solche in abgelegenen Dörfern. In zwei Punkten habe sie andere Erfahrungen gemacht, als die Studien dies wiedergeben, sagt Mechtild Gollnick: So seien ihr keine Kinder bekannt, die zu Hause zu viel arbeiten müssen und wegen wirtschaftlicher Verpflichtungen in der Schule fehlen. Diese Kinder würden eher deshalb fehlen, weil die Eltern sie nicht konsequent in die Schule schicken. Dafür aber kennt Gollnick arme Familien mit vielen Kindern (6 - 10 Kinder), vor allem in abgelegenen Dörfern. Ein Grund dafür scheint ihr zu sein, dass die Leute da über Verhütungsmethoden nicht ausreichend aufgeklärt sind und / oder sich nicht klar darüber sind, welche Anstrengungen, auch finanzieller Art, nötig sind, um die Kinder groß zu ziehen. Das sind dann auch meist Familien, die ihre Kinder wenig fördern. „Das hat zur Konsequenz, dass ihre Kinder wenig lernen, keinen qualifizierten Schulabschluss erhalten und danach wenig Aussicht auf eine gute Arbeitsstelle haben. Das heißt, dass sich die prekäre Lebenssituation in der nächsten Generation fortsetzt“, zieht die gelernte Pädagogin ein trauriges Fazit.

Beispielhaft für die Not in vielen Familien dürfte das Lernförderprojekt des ehrenamtlich agierenden Sozialarbeiters Augustin Iuga in Bencec sein. Dabei werden Kinder mit Butterbroten belohnt. „Einige Kinder kommen regelmäßig wegen der Butterbrote, die sie erhalten“, sagt Gollnick, die das Projekt aus Spendengeldern unterstützt.

“Manche Kinder in Albrechtsflor/Teremia Mică müssen morgens hungrig in den Kindergarten oder in die Schule gehen, weil ihre Mütter ihnen kein Frühstück geben konnten“, zählt Mechtild Gollnick ein weiteres vielsagendes Beispiel auf.

Lebensmittel, Kleidung, Schulmaterial, Geld für Brennholz, Medikamente und Arztkosten für sozial extrem benachteiligte Familien gehören zu den Soforthilfen, die „Hilfe für Kinder“ gegen die gravierenden Zustände sichert. Dazu kommen langfristige Hilfen, wie Sicherung von Kindergartenkosten, Schulmaterial oder Unterstützung bedürftiger Studenten.

Unterstützung von Lernförderprojekten in Bencec und Albrechtsflor und Tagesheimen, die Kinder schulisch fördern, mit warmem Mittagessen versorgen und vor Verwahrlosung bewahren. Dazu sichert der Verein Hilfen zur Verbesserung der Lebensqualität.

„Hilfe für Kinder“ setzt sich seit Jahren für Kinder in Not im Verwaltungskreis Temesch ein. Die Spenden kommen aus dem westeuropäischen Ausland, vor allem aus Deutschland und Holland.

Dieser Artikel von Siegfried Thiel erschien am 8. Juni 2012 in der ADZ online. Herzlichen Dank!