Als Mechtild Gollnick Anfang der 90er Jahre nach Temeswar/Timisoara kam, hatte sie weder daran gedacht, dass sie so lange bleiben, noch dass sich ihr Leben dadurch grundlegend ändern würde.
Innerhalb von fast 18 Jahren wurde aus der Fachlehrerin am William-Shakespeare- bzw. Nikiolaus-Lenau-Lyzeum eine etablierte Kontaktperson für ausländische Sponsoren.
Seit Anfang August ist Mechtild Gollnick Ehrenbürgerin von Temeswar (Die BZ berichtete). „Diese Ehrung ist für meine Sponsoren ein wichtiges Zeichen, dass sie mit ihren Spenden etwas bewirken, was sichtbar ist und anerkannt wird“, sagte sie vor vollem Sitzungssaal und vor den Stadträten, als der Bürgermeister Gheorghe Ciuhandu ihr die Ehrenbürgerwürde zum Festtag der Stadt Temeswar (3.August) verlieh. „Die Auszeichnung steht eigentlich der gesamten „Hilfe für Kinder“ zu, angefangen von den Sponsoren bis zu meinen Helfern vor Ort“, lässt Mechtild Gollnick Bescheidenheit, aber auch Anerkennung ihren Mitstreitern gegenüber erkennen.
Nach dem Tod ihres Gatten Hubertus Gollnick – der diese Hilfstätigkeit aufgebaut hatte - im Dezember 2004 hatte Mechtild Gollnick die Rumänienvertretung von „Hilfe für Kinder e.V. Heinsberg“ allein weitergeführt. In manchen Kreisen hatte man damals mitunter gezweifelt, ob sie es überhaupt schaffen würde, allein den Kontakt zu den ausländischen Sponsoren zu halten, mit den Behörden vor Ort klar zu kommen und beitragen zu können, die weiterhin in vielen rumänischen Familien herrschende Not einzudämmen. Die Antwort darauf hat sie in den nahezu fünf Jahren gegeben, in denen sie zu „Hilfe für Kinder Temeswar“ wurde.
Ein allgemeines Porträt über Mechtild Gollnick zu schreiben ist nicht einfach. Sie spricht fast ausschließlich über ihre Projekte, die sie im Laufe der Jahre sogar noch ausgebaut hat, obwohl die Spendefreudigkeit für das EU-Mitgliedsland Rumänien normalerweise zurückgehen müsste. Die Unterstützung sei „leider“ immer noch in großem Maße notwendig, sagt Gollnick, denn „hier in Rumänien gibt es immer noch sehr viele arme und benachteiligte Kinder und Familien, die Hilfe brauchen“.
Konkret spricht die in Kinderheimen als „doamna Gollnick“ Bekannte von der Unterstützung der Sozialkantine der orthodoxen Kirchen im Temeswarer im Stadtteil Mehala, von den bedürftigen Familien in Albrechtsflor/Teremia Mic² und der dortigen Zusammenarbeit mit dem orthodoxen Pfarrer Valer Coca, „der sich der Not seiner Kirchengemeinde annimmt, die Sach- und Geldspenden, die er bekommt, gewissenhaft verteilt“, vom betreuten Wohnen für heimentlassene Jugendliche und Ausbildungshilfen für Kinder im Schul- und Vorschulalter.
„Von all den Geehrten war ich bestimmt die öffentlich am wenigsten Bekannte“; sagt Mechtild Gollnick. Sicher nicht so medienträchtig wie die ebenfalls gewürdigten Ex-Fußballstars oder der langjährige Alcatel-Chef Dan Bedros, aber für eine gewisse soziale Schicht oft der Faktor, der über ein bisschen mehr Lebensqualität zu entscheiden vermag.
Dieser Artikel von Siegfried Thiel erschien in der Banater Zeitung vom 12.August 2009.